Kunden, Kollegen, Steuerberater, Ärzte, Maler, Jeder – was fällt auf? Richtig, all das sind (Berufs-)Bezeichnungen, die das „generische Maskulinum“ vewenden. „Generisch“ bedeutet in diesem Fall, dass die Bezeichnung sowohl für Männer als auch Frauen und alles darüber hinaus gelten soll – praktisch als „allgemeingültiger Oberbegriff“. Diskussionen über eine geschlechtergerechte Sprache gibt es bereits seit den 1970er Jahren. So haben sich zwei Positionen herauskristallisiert: Für die einen ist das „gendern“ Ausdruck von Gleichberechtigung, für die anderen ist es eine Verhunzung der Sprache.
Welche Gender-Formen gibt es?
Aktuell gibt es fünf Möglichkeiten, schriftlich zu gendern:
- Beidnennung: Es werden beide Geschlechterformen genannt, z. B. Lehrer und Lehrerinnen
- Binnen-I: z. B. FriseurIn
- Schrägstrich: z. B. Elektriker/in
- Neutralisierung: Das generische Maskulinum wird durch eine geschlechterneutrale Bezeichnung ersetzt, z. B. „Mitarbeitende“ anstatt Mitarbeiter
- Gender-Zeichen: Sternchen (*), Doppelpunkt (:) oder Unterstrich (_) werden für die mehrgeschlechtliche Schreibweise genutzt, z. B. „Maler*in“, Maler:in oder Maler/in
Zu betonen ist, dass bei der Beidnennung nur die Zweigeschlechtigkeit (Mann/Frau) angesprochen wird, nicht aber die geschlechtliche Vielfalt. Diese wird durch Neutralisierung bzw. Gender-Zeichen angesprochen.
Schriftlich gendern ist die eine Sache, sprechend gendern eine andere. Das Gender-Zeichen wird durch eine kurze Pause kenntlich gemacht, wie z. B. bei „Spiegel-Ei“. Wer also jemanden „Lehrer-Innen“ sagen hört, weiß, dass diese Person zumindest Mann und Frau ansprechen möchte. „Lehrende“ wäre hier dann die geschlechtsneutrale Bezeichnung.
Gendern, SEO und Google – Aktueller Stand
Suchmaschinenoptimierung hat eine Menge mit den richtigen Keywords zu tun. Wir müssen wissen, wie unsere Zielgruppen nach unseren Leistungen oder Produkten suchen, welche Suchanfragen sie also stellen. Spätestens bei der Keyword-Recherche wird sehr deutlich, dass die meisten Menschen bei der Suche nicht gendern. Laut einer aktuellen Umfrage von YouGov/Statista finden 50% der Befragten das Gendern als „sehr unwichtig“. Ob diese Statistik unbedingt viel Aussagekraft besitzt, sei dahingestellt, aber sie spiegelt das Suchverhalten in Google gut wider.
Tools wie SISTRIX z. B. zeigen deutlich, dass kaum nach einer Steuerberaterin, Zahnärztin oder Friseurin gesucht wird. Stattdessen suchen die meisten mit dem generischen Maskulinum:
Googles Algorithmus basiert auf realen Suchanfragen, auf deren Basis auch die Such-Vorschläge (Google-Suggest) generiert werden. Deshalb kommt es bei bestimmten Suchen, z. B. nach einer Fliesenlegerin im Raum Köln, zu folgendem Ergebnis:
Google ersetzt praktisch die Fliesenlegerin durch den Fliesenleger und macht damit weitere Suchvorschläge.
Was sagt Google zum Thema SEO und Gendern?
John Mueller aka Joachim Müller von Google hat sich bereits 2021 zum Thema Gendern und Google geäußert:
Normalerweise versuchen wir für solche Sachen, unsere Systeme so zu gestalten, dass sie einfach Synonyme erkennen. Und dass sie dann z. B. erkennen, dass das mit dem „IN“ hintendran das Gleiche ist wie das ohne „In“, und dass wir die dann entsprechend zusammenklappen können, wenn jemand nach der einen oder anderen Variante sucht. Mit einem Doppelpunkt oder mit einem Stern dazwischen sollte das auf jeden Fall quasi standardmäßig schon klappen. Weil wir würden ja dann das Wort einfach vorher erkennen können und das entsprechend weiter verarbeiten. Wie weit man da vielleicht etwas nachhelfen müsste auf unserer Seite, damit das besser klappt in die eine oder andere Richtung, ist schwierig zu sagen. Normalerweise bei solchen Veränderungen warten wir auch ein bisschen ab, wie weit sich das quasi extern weiter verbreitet und wie sich das weiter entwickelt. Das heißt, wenn wir dann klar sehen, dass – sagen wir mal – die Variante mit dem Doppelpunkt die Variante ist, die jeder versucht einzusetzen, und wenn wir auch sehen, dass Benutzer mit der Variante zurecht kommen, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir unsere Systeme vielleicht ein bisschen eher auch in die Richtung tunen, dass sie das besser erkennen würden. Oder dass sie weniger darauf achten müssen, ist das jetzt quasi ein Synonym oder nicht, sondern dass man das einfach standardmäßig eben schon so erfassen könnte.
John Mueller / Search Advocate, Google
Fazit: Richtig Gendern in der SEO
Nehmen wir uns John Muellers Worte zu Herzen, dann wird wieder deutlich, dass Google sich am User-Verhalten orientiert. Sie sagen nicht, das ist richtig und das ist falsch, und sie sagen nicht, du musst das so machen oder so, damit deine Seiten gut ranken. Google setzt die User an die erste Stelle, beobachtet und wir dann immer wieder Änderungen am Algorithmus vornehmen.
Wir können also sagen:
- Die Gender-Sternchen-Variante und die Doppelpunkt-Variante funktionieren
- Google wird entsprechend darauf reagieren, welche Variante(n) sich durchsetze(n)
- Text sollte sich gut lesen lassen.
- Testen, testen, testen
Es bleibt also spannend!